Wer den herkömmlichen Reiseführern auf den Leim gegangen ist und sogenannte Touristenattraktionen nach und nach abarbeiten will, ist falsch auf Kuba. Es gibt praktisch keine Sehenswürdigkeiten. Beeindruckend sind eine Reihe von restaurierten historischen Bauten, die aber leider aus dem sie umgebenden Kontext herausgerissen wurden und kulissenhaft wirken. Was ist es wirklich wert, nach Kuba zu reisen?
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Es ist ein faszinierendes Land, anders als alle anderen Gebiete in Latinolandia. Ungeheure
Spannungen, hervorgerufen durch das Zusammentreffen dreier entgegengesetzter Einflüsse:
kommunistisch-kollektives Wirtschaften, individualistisch-hedonistische Mentalität, krudester Darwin- und Dollarkapitalismus im Kampf ums nackte Überleben.
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Kuba erleben heisst, Teil des Sozialgeflechts werden, Teil des ganzen. Man besucht nicht ein
fremdes Land und sieht sich die sogenannten Touristen-Attraktionen an, man wirkt am
Geschehen mit, indem man Freundschaften knüpft und nicht umhin kommt, tief hinter die Kulissen zu gucken. Die Atmospähre dieses schrecklich-schönen Landes fasziniert jeden. Die Kubaner sind lebenslustig, aufgeschlossen, spontan, neugierig, kommunikativ. Mit wenig Spanisch-Kenntnissen ist man bereits nicht nur Beobachter, sondern Teilnehmer in einem exotischem Land. Ausser man grenzt sich ab und fristet sein Dasein in einem All-Inclusive Ressort.
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Strände und tropisches Klima (abgesehen von eventuellen kühleren Perioden im Winter)
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Kuba ist eine Zeitreise. Es ist eine Welt, wie wir sie vor einem halben Jahrhundert hatten.
Tropisches Klima, Revolutionsmuff, alte Autos und Gebäude, das Ambiente eleganter alter Bars und Hotels, Zigarren und traditionelle Musik verstärken den Eindruck einer anderen, totgeglaubten Realität.
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Kubas Widernisse zwingen einen zur Auseinandersetzung mit diesem Land. Wer Leute näher kennenlernt, wird hautnah mit den täglichen Problemen und den Auswirkungen des kommunistischen Regimes konfrontiert. Man selbst wird Opfer dieser Auswirkungen, wie miserable wirtschaftliche Lage, schlechter Transport, keine Informationen, Lügen, Verspätungen, Bürokratie, Repression und hoher Preise.
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Kubas Menschen trotzen den Umständen und sie sind fröhlich, aber hoffnungslos. Als Tourist scheintman für viele Kubaner ein Teil einer möglichen Lösung zu sein, zumindest jedoch Informationsquelle und willkommene Abwechslung. Kuba ist wie ein
interaktives Computerspiel
gegen einen übermächtigen Gegner, indem alles schief geht. Aber trotzdem macht es Spass, mitzuspielen.
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